Bartlomiej Jarmolinski

Frida's Heart (Santo Subito 1) ................................................................Picasso's Heart (Santo Subito 2)
Pop[kontra]kultur Pop ist beinahe gleichbedeutend mit einem Kult. Fragmente aus der Wirklichkeit, die vom Künstler ausgewählt wurden oder einfach in der Galerie aufstellt wurden, hören auf banal zu wirken. Ein Kult des eigenen Körpers (in der Hoffnung auf die 15 Minuten Ruhm) entsteht, der Kult der Berühmtheit zeitgenössischer Ikonen. Bartłomiej Jarmoliński (geboren 1975) beschäftigt sich mit diesem und artverwandten Phänomenen, die schon Künstler wie Frida Kahlo und Pablo Picasso in anerkannte und gewinnbringende Marken verwandelten, die Dinge jenseits der Kunst bewarben, etwa Autos oder Kosmetikartikel. Deshalb zeigt er beide Künstler, in dem er eine plakatähnliche Ästhetik verwendet und diese mit der Tradition von Heiligenbildern kombiniert, mit flammenden Herzen und Dornenkronen. Die Märtyrer der Kunst auf dem freien Kunstmarkt der Ausstellungspatronen. Weitere Ikonen, die sich in Jarmoliński Sternenhimmel finden sind Madonna und George Michael, die selbstbewusst den ihnen zustehenden Platz im Pantheon der Popkultur einnehmen. Jarmoliński will wenigstens versuchen, „so zu sein wie sie“. Er streift sich eine Netzstrumpfhose über und einen pinkfarbenen Body und für einen Augenblick verwandelt er sich in die himmlische Madonna. Obwohl er jenes nacheifert, was er in Madonnas Video „Hung Up“ von dem Album ,,Confessions on the Dance Floor” gesehen hat, entlarvt Iza Maciejewskas Dokumentation seiner Performance, das der Versuch zum Scheitern verurteilt bleibt. Doch die Moderne sichert ihm ein Medium, das Jarmoliński hilft näher an der Perfektion zu sein. Neben dem Film, zeigt eine Fotoserie, dass das Bildnis in der Welt der Popkultur schnell der Manipulation unterliegen kann und das dahinter nicht die Person und ihre Identität stehen muss, also die Unwiederholbarkeit, bedingt durch Erfahrungen und den Einfluss, den sie auf unsere Wahrnehmung hat. Wir bauen unser Bild von der Person basierend darauf, was diese uns zeigen will und füllen damit die Leerräume in unsere, Streben nach Perfektion. Erst wenn wir mehr wissen, beginnt die Idealisierung schwieriger zu werden bis die Wirklichkeit, die Vorstellung zerstört. Man sollte ihr nicht zuviel Zeit dafür geben: “Waiting for your call/ Baby night and day/ I’m fed up/ I’m tired of waiting on you”. Pop bedeutet schnell, schneller, hier wird der Rhythmus von Tag und Nacht ignoriert. Deshalb sind Glaube und Bildnis von dem perfekten Image abhängig, der die Schönheit vom ersten Augenblick an garantiert. Hinzu kommt, dass einst zum Ziel dieser Interventionen, Pflege, Stilisierung und Idealisierung der weibliche Körper war, heute ist auch der männliche Körper diesen Prozessen unterworfen. So verschwimmen die Grenzen zwischen den Geschlechtern, die früher einmal auf ihren Gegensätzlichkeiten basierten. Der Drang zur Glätte verlor das Geschlecht. Daher tauchen in Bartłomiej Jarmolińskis neuen Arbeiten Personen aus dem großen Drama des Pop-Trans-Gender. Die Helden und Musen sind Gestalten, die sich nicht in den engen Grenzen des Geschlechts einfangen lassen Frida Khalo, George Michael, Madonna und der als Drag Queen imitierende Künstler oder metrosexuelle Models. Die letzteren – stilisiert nach den Coverfotos bunter Life Style Magazine für Männer, die statt Frauen anzuschauen sich lieber am eigenen Körper ergötzen und dort auch erfahren, wie man ihn verbessern, reparieren oder günstiger verpacken kann – paradoxer Weise sind das die Geheimnisvollsten. Der scharfe, grafische Schatten, in denen ihre Gesichter gehüllt sind, bewirkt nahezu die Anmutung, als handele es sich um Negativabbildungen, sie wirken düster und zweideutig. Plötzlich weiß man nicht mehr so genau, ob sie die „Freiheit des Konsums“ schätzen, oder ob sie viel mehr die „Freiheit vom Konsum“ suchen. Es wäre furchtbar, sich auf nur eine Möglichkeit zu beschränken. Marta Skłodowska

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